Bomma Modell 1:100
Modellbau 1:100 |
Name des Modells | BOMMA Baunr. 76353 |
Reederei | Fred Olsen, Oslo - Norwegen |
Typ | Lo/Lo - Ro/Ro Papierfrachter |
Frequenz Mhz | 27 12 Kanal 13 |
Beschreibung und Besonderheiten des Modells |
Länge über alles | 870 mm |
Breite über Anbauten | 150 mm |
Höhe | 340 mm |
Tiefgang | 58 mm |
Baumaterialien | Rumpf-Polyester, Aufbauten Alu/MS 0.3 mm |
Bauunterlagen | Originalwerftplan und Originalfotos |
Bauzeit | ca. 700 Hobbystunden |
Gewicht des Modells | ca. 4 000 Gramm |
Gewicht des Originals | 4 338 to. |
Text: |
Baubericht"BOMMA" Ein Schiff entsteht Als ich im Jahre 1970 am Hamburger Baakenhafen vorbei kam, stieß ich auf ein ganz besonderes, interessantes Schiff. Interessant deswegen, weil es im Verhältnis zu meinen bisher gebauten Schiffen ein ziemlich kleines Schiff, aber mit sehr viel „obendrauf“ ist. Mit „obendrauf“ meine ich eine sehr große Decks- bzw. Ladegeschirrausrüstung. Auffallend war für mich allerdings, das Schiff hat nur einen sehr geringen Schiffssprung und keine Bucht. Die „BOMMA“ ist eines von sechs baugleichen Schifftypen der Reederei Fred Olsen & Co aus Norwegen. Gebaut wurde das Schiff auf der norwegischen Werft Mek. Verkstad der Aker-Gruppe in Trontheim. Dieser Schifftyp ist sehr vielseitig ausgelegt. Roll-on/roll-off/Lift-on/Lift-off und ist auch im gleichzeitigen Truck-to-truck-Verfahren zur Be- und Entladung von Gütern einsetzbar. Zu diesem Zweck ist das Schiff mit einer großen Heckrampe und auf seiner Steuerbordseite mit zwei Seitenpforten versehen. Speziell in der Papierfahrt von Skandinavien nach Hamburg hat sich nach Aussage des Kapitäns das Schiff aufgrund seiner Vielfältigkeit bewährt. Zur besseren Manövrierfähigkeit hat das Einschraubenschiff ein Bugstrahlruder. Das Ladegeschirr besteht aus einem 8/10 to. Hallèn-Ladebaum, einem 5 to. Akers-Deckskran und einem 6,5 to. Ladebaum. Die Wetterdeckluken sind jeweils paarweise an Backbord und Steuerbord angeordnet. In Fachkreisen wird dieser Schiffstyp auch als Multiporpose-Schiff, also Vielzweckschiff genannt. Die Originaldaten der „BOMMA“ sind: Länge: 86,99 m Breite auf Spanten: 15,00 m Tiefgang: 5,85 m Tragfähigkeit: 2828 to. Das Modellschiff: Wie alle bisher von mir gebauten Schiffsmodelle sollte auch dieses Modell im Maßstab 1:100 entstehen. Den Werftplan konnte ich durch recht mühevolle Verhandlungen direkt vom Kapitän der „BOMMA“ erhalten. Danach erhielt ich die Erlaubnis, das Original zu fotografieren. Insgesamt fertigte ich 72 Fotos des Originals an. Diese Aufnahmen erleichtern doch enorm meine Modellarbeit. Das die Fotounterlagen nie genug sein können, stellte ich während der Bauphase fest. Auch das sind immer neue Erfahrungen im Schiffsmodellbau. Jetzt, nachdem ich meine Bauunterlagen zusammen hatte, gingen mir die verschiedenen Bauweisen bzw. Baumaterialien durch den Kopf. Baute ich bisher entweder aus Weißblech oder Messing, musste hier aus Gewichtsgründen auf Polyester (Rumpf) und Aluminium (Aufbau u. Hauptdeck) umsteigen. Den Rumpfkern, (Positiv) geteilt in zwei Längshälften, habe ich einmal vollkommen anders gebaut, nämlich aus Blech und Gips. Die jeweils halben Blechspanten wurden auf ein Längsblech (durch Seitenansicht vorgegeben) mit den Längsstringern verlötet. Die Zwischenräume füllte ich dann mit Gips aus. Nach 3 Wochen Trockenzeit konnten diese beiden Teile dann bearbeitet werden. Natürlich war dieser Arbeitsgang bis zur endgültigen Form mit erheblichem Staub verbunden. Der Kern wurde dann mit DD-Lack lackiert. Dann wurden von den beiden Teilen die Polyesterformen (Negative) abgenommen. Nachdem die Negativformen nach drei Tagen ausgehärtet waren, konnten Sie zusammengeschraubt werden. Die Form wurde jetzt von innen mit Trennwachs und Trennlack lackiert. Jetzt strich ich mit einem feinen Pinsel eine Polyesterfeinschicht (Gelcot) in die Form. Die schon zugeschnittene Polyestermatte (120 Gramm) wurde jetzt in die Form gelegt und mit einem härteren Pinsel und einer speziellen Polyesterrolle unter der Zugabe von Polyesterharz in die Form getupft bzw. gerollt. Ganz wichtig ist hier, es dürfen keine Blasenbildungen oder Luftpolster im Harz erkennbar sein. Der Erfolg, immerhin mein erster Polyesterrumpf, gelang mir auf Anhieb. Nachdem ich jetzt den Rumpf endlich soweit fertig hatte, wurde ein 0,5 mm Alu-Hauptdeck eingesetzt. Sämtliche Öffnungen wurden vor dem Einsetzen in den Rumpf mit entsprechenden Süllrändern versehen. Das Ruder und die Ruderhacke stellte ich aus Messing her. Um die Manövrierfähigkeit des Modells zu erhöhen, baute ich ein sog. Wasserrad in die 10 Ø mm große Bugstrahleröffnung ein. Meine Modellbaufähigkeiten reichten auch einfach noch nicht aus um ein derart feines und vor allen Dingen wirkungsvolles Bugstrahlruder zu bauen. Immerhin erzielte ich ein sehr effektives Manövrieren des Schiffes. |
Das Modell wurde in ca. 700 Hobbystunden erstellt. Die „BOMMA“ ist zudem auch mein ersten Modell, dass ich aus Polyester herstellte. Durch meine gute Materialauswahl bekam das Modell eine sehr gute Fahrstabilität, die sich auf den Wettbewerben hervorragend bewährte. |
Die Lukendeckel sowie die Lukensülls wurden jetzt als nächstes sehr intensiv in Arbeit genommen. Das Lukensüll, die Versteifungen sowie die Deckel stellte ich aus 0,3 mm her. Die Lukensektionen waren jeweils paarig angeordnet, d.h. durch diese Anordnung wurde fast die gesamte Deckbreite des Schiffes als Laderaumzugang genutzt. Für mich als Modellbauer ein perfekter Zugang ins Schiff. Nach der Lackierung (grau), brachte ich nun noch die Ketten zwischen den einzelnen Lukendeckeln an. Diese McGregor Lukendeckel erforderten einen sehr großen Arbeitsaufwand. Um in die jeweiligen Lukensektionen zu kommen, klebte ich die Deckel auf ein Balsaholzbrettchen, dass sich passgenau in die Lukenöffnung einfügte.
Die Aufbauten stellte ich aus 0,4 mm Alu-Platten her. Diese Arbeitsweise war sehr langwierig. Erforderte doch jeder Klebevorgang eine entsprechende Trockenzeit. Der gesamte Aufbau wurde mit UHU-Plus geklebt. Sämtliche Schotte wurden natürlich vor dem Kleben mit den Tür- und Fensteröffnungen sowie den verschiedenen Bohrungen für Handläufer, Türscharniere und Relingstützen versehen. Um eine sichere Befestigung des Ladegeschirrs an der Vorderkante des Schiffes zu erreichen, fertigte ich das Mastenpaar, verbunden mit der Saling, aus Messing an. Waren bisher schon einige hundert Stunden in diesem Bau investiert, sollten es am Ende sogar insgesamt 750 Hobbystunden werden. Irgendwann war auch hier der Zeitpunkt erreicht wo es endlich an das Lackieren ging. Aufbau weiß und alle Decks grün ergaben ein recht anschaubares Ergebnis.
Jetzt fehlte praktisch „nur“ noch die gesamte Decks- und Ladegeschirrausrüstung. Das Ankergeschirr, Verholspill auf dem Achterschiff, Umlenkrollen, Poller und Drahtseiltrommeln stellte ich wieder aus Messing her. Eine knifflige Fummelarbeit, wenn man sich vorstellt, sämtliche runde Teile wie Rollen, Trommeln und Spillköpfe wurde an der Standbohrmaschine mittels Feilen hergestellt.
Als nächstes ging es mit dem vorderen Mast weiter. Um Gewicht im Toppbereich zu sparen, stellte ich diesen Mast aus Lainingmessingblech her. Diesen Mast habe ich, soweit es in meinen handwerklichen Bereichen lag, ausgebildet. Jetzt, wo das Ende erkennbar war, liefen einige Arbeiten zügiger von der Hand. Der Deckkran war dann praktisch nur noch eine Formsache, obwohl auch hier wieder einige Stunden aufgewendet werden mussten.
Das Fazit und die Lehre nachdem, ich das „kleine“ Schiff gebaut habe ist; man sollte nicht immer nur von den ganz „großen“ Schiffen träumen! Wenn ich gleich am Anfang meines Hobbys mit so einem „kleinen“ Schiff konfrontiert worden wäre, hätte ich wahrscheinlich nie so große Schiffe gebaut wie ich sie besitze. Die große Schwierigkeit lag wahrscheinlich für mich in der Umstellung auf andere Baumaterialien, denn bisher hatte ich ja bekanntlich nur aus Weißblech gebaut.
Die Rumpfform liegt bei uns im Clubheim und es würde mich freuen, wenn der eine oder andere Modellbauer dieses Schiff nachbauen würde. Ich bin jederzeit bereit, mit einigen Ratschlägen oder Anleitungen zu dienen
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Die "BOMMA" mit ihrem Nachfolger "STAHLECK" , beide im Maßstab 1:100