Maßstab 1:100
Name des Modells | “ GARANT „, Baunr. 174 |
Reederei | Lütgens & Reimers, Hamburg |
Typ | Hochsee - und Hafenschlepper |
Frequenz Mhz | Kanal 17 (2712) |
Beschreibung und Besonderheiten des Modells:
Länge über alles | 352 mm |
Breite über Anbauten | 104 mm (Reifenfender) |
Höhe | 280 mm |
Tiefgang | 36,6 mm / Heck 45 mm |
Baumaterialien | Rumpf-Polyester / Aufbauten-Leitermaterial 0,3 mm |
Bauunterlagen | Originalwerftunterlagen und 120 Originalfotos |
Bauzeit | ca. 550 Hobbystd. /plus 250 Std. für die Elektronik |
Gewicht des Modells | 720 Gramm |
Gewicht des Originals |
Kurzbeschreibung:
Der Hochseeschlepper „ GARANT „ wurde 1972 von der Scheepswerft „ Kramer & Booy n.v. in den Niederlanden gebaut. Seit der Übergabe führt dieser Schlepper, auch weltweit, alle Schlepparbeiten die anfallen durch. Mit seinen 3 200 PS starken Motor ist er natürlich den heutigen Erfordernissen nicht mehr gewachsen und wurde von daher nach Italien verkauft.
Der Bau dieses Modells erstreckte sich über ein Jahr. Da ich vor dem Bau natürlich erst einmal die Materialfrage klären musste, verzögerte sich der Bau. Endlich, nachdem mein Baumaterial feststand, konnte ich den Rumpf aus einer dünnen Lage Polyester und die Aufbauten sowie die Decks aus 0,3 mm Leiterplattenmaterial herstellen. Da mein Vereinskollege Peter Heyer für die Elektronik zuständig war und sie ja auch entwickelte, baute ich nur die beiden Schlepper. Nach insgesamt einem Jahr - Elektronikentwicklung und Modellbau -, konnten die Modelle endlich zu Wasser gelassen werden. Inzwischen haben sich die Kleinen auch auf den verschiedenen Wettbewerben behauptet. Hier tobte sich unser Elektroniker auch entsprechend aus indem er folgende Sonderfunktionen einbaute: Schiffsdiesel, Typhon, Innenbeleuchtung, Spannungsüberwachung, Schlepphaken zum Slippen, Suchscheinwerfer und einen abschießbaren Draggen mit einer Leinenlänge von 30 cm.
Baubericht:
Der Hochseeschlepper "GARANT"
Bei der Schlepperreederei Lütgens & Reimers, Tochtergesellschaft der Hapag/Lloyd Reederei, gibt es inzwischen den weltweit bekannten Hochseeschlepper "GARANT". Die Niederländische Bauwerft Kramer & Booy lieferte diesen Schlepper 1972 mit der Baunummer 174 ab. Diesen Schlepper, der mir seit einiger Zeit durch den Kopf spukte, wollte ich bauen, doch nur in meinem Maßstab, nämlich 1:100. Bei einer Länge von 35,10 m, Breite 9,5 m und Tiefgang zwischen 4-4,5 m des Originals, konnte es gerade in dem von mir gewünschten Maßstab einige Stabilitätsprobleme auf dem Wasser geben. Die zuerst zu lösenden Probleme waren allerdings die elektronischen Innereien. Im ersten Moment schienen sie mir sogar als unüberwindlich. Dann, als ich mit unserem Clubkollegen Peter Heyer, einem Computerfachmann sprach, wurden recht schnell meine Bedenken zerstreut und nur noch ein kleiner Anstoß zum Bau benötigt wurde. Dieser Anstoß kam auf der Bundesmeisterschaft 1980 in Nürnberg. Hier trafen wir die Münchner Modellkollegen Helmut Langl und Sepp Eder, die Schlepper dieser Größe, allerdings mit Tiefgangsveränderungen, gebaut hatten. Da der Schlepper "GARANT" auch noch ein Deck höher im Aufbau ist, musste jetzt jedes Gramm Gewicht bedacht werden. Peter und ich waren uns bald einig: Ich baute das Äußere sichtbare der Schlepper und Peter entwickelte die Innereien.
Da meine Kellerwerftkapazität erst nach 2 Jahren wieder einen Helgen frei hatte, ging dann dieser Bauabschnitt endlich los. Die Bauunterlagen wie : Generalplan, Spantenriß, Linienriß und 150 Originalfotos hatte ich ja rechtzeitig besorgt.
Von der Negativform zum Positiv. Im Rohbau aufgestellte Modelle sowie die ersten Lackarbeiten Den Kern erstellte ich aus einem Spantengerippe (Querspanten und Längsstringer). Die Zwischenräume wurden mit Hartschaum ausgefüllt. Nach der Aushärtung des Übergequollenen Schaums, wurde Dieser bis auf die Spanten abgeraspelt. Der Kern wurde jetzt mit Polyester getränkt, mehrere Male gespachtelt und geschliffen, bis Form und Oberfläche meinen Ansprüchen genügten. Von diesem Kern konnte ich nun endlich meine Negativform abnehmen. Jetzt meinen Positivrumpf abzuziehen, war natürlich ganz einfach, oder ? Inzwischen habe ich diesen Rumpf an einige Modellbaukollegen weitergegeben. Meine Berechnungen ergaben, dass das Gesamtmodellgewicht zwischen 750 bis 800 Gramm max. liegen durfte. Der leere Rumpf, ohne Ruder, Welle, Schraube und Kortdüse, brachte bereits 60 Gramm auf die Waage. Also war speziell im oberen Bereich Gewichtsparen angesagt. Das Haupt- und Bachdeck fertigte ich aus beidseitig kupferkaschiertem Leitermaterial von 0,5 mm Stärke. Dieses Material schickte mir der Modellbaufreund Eder aus München zu. Die Leiterplatten haben den Vorteil, dass beidseitig gelötet werden kann. Nachdem beide Decks mit allen Ausschnitten fertig gestellt waren, klebte ich sie mit UHU-2-Komponentenkleber in den Rumpf. Nach dem Einsetzen der Schanzkleidstützen und dem Schanzkleid, strich ich noch einmal den unteren Winkel zwischen Deck und Bordwand mit einer dünnen Polyesterschicht ein. Für den gesamten Aufbau verwendete ich Leiterplattenmaterial 0,3 - 0,5 mm Stärke. Fenster- und Türrahmen, sowie den Schornstein stellte ich aus 0,1 mm Messing her. Für diese Arbeiten musste ich eine für mich neue Löttechnik erproben. Kurzzeitige, mit großer Hitze Lötungen, da sich sonst die kaschierten Kupferflächen vom Kunststoffträgermaterial gelöst hätten. Der Erfolg, der gesamte Aufbau mit Schornstein und Mast wog schließlich 101 Gramm, wenn man der Waage glauben darf. Bis hierher hatte ich (für einen Schlepper) und ich baute ja zwei, knappe 200 Stunden verbraten. Nun endlich kam die sog. Feinarbeit wie: Klüsen, Ankertaschen, Schlingerleisten, Umlenkrollen, Handläufer, Fußpferde, Relingstützen usw. ............ Ein Detail, was mich ebenfalls sehr viel Zeit und recht viel Fingerspitzengefühl gekostet hat, war die Schraube - wurde hartgelötet - und das Ruder mit der Kortdüse. Die 4-blättrige Schraube musste mit ihrer Wirkung und speziell im Rundlauf bei Kurven exakt stimmen. Die inzwischen vollbrachten Modellfahrten entsprachen meinen Vorstellungen. |
Die Indienststellung
Das Ankerspill und die Beistopperwinde auf dem Hauptdeck, sowie das Rettungsboot mit seiner Aussetzvorrichtung, verschlangen noch einmal eine gehörige Hobbyzeit. Immerhin bekamen ja auch die Ankerketten - 1,2 mm Länge und 0,5 mm Breite, ihre Mittelstege. Es folgten dann Kleinteile, die man so an Bord findet wie: Lampenkästen, Positionslaternen, Leinen, Rettungsringe mit Halterungen, Fender (Autoreifen) an Ketten usw.
Jetzt konnte ich auch allmählich an das Lackieren denken. Unterwasserschiff (Butoprot), Oberwasserschiff (schwarz), Schanzkleid innen (hellgrau), das Hauptdeck (dunkelgrau), Aufbauwände (weiß), Aufbautendecks (grün), Schornstein (schwarz mit weiß-rot-weißen Ringen) und der Signalmast (gelb). Bunt ist meine Lieblingsfarbe ! Da die Beschriftung der Schlepper natürlich nicht fehlen durfte, mussten der Schiffsname, Heimathafen, Plimsollmarken und Ahminge aufgebracht werden. Die Fender, an Ketten außenbords befestigt, bildeten mit der Beflaggung der Schiffe für mich den Abschluss an diesen Schleppern. Da ich, wie eingangs erwähnt, zwei Exemplare zu bauen hatte, eines für Peter und eines für mich, ging auch hier wieder die Zeit (Monate !) ganz schnell vorbei. Der Schiffbau war nun fertig. Nach dem Auswiegen übernahm Peter beide Modelle zur "Ausrüstung". Auch, oder besser gesagt, besonders hier, traten sehr große elektronische Probleme auf. Doch auch diese Arbeit ging irgendwann einmal vorbei.
Die erste Probefahrt konnte dann, da gerade kein Eis auf dem Stadtparksee vorhanden war, im Dezember bei 5 Grad Minus, vorgenommen werden. Die Probefahrt verlief zu unserer vollsten Zufriedenheit.
"GARANT" (0,7 Kg.) bewegt die "SYDNEY EXPRESS" (34 Kg)
In der letzten Saison habe ich dieses kleine handliche Modell lieben und schätzen gelernt. Hatte ich doch bisher ausschließlich Riesenpötte gebaut wie: FRIESENSTEIN 165 cm, HAMBURG 195 cm und jetzt gerade fertig gestellt die SYDNEY EXPRESS mit 226 cm. Dieser kleine Schlepper ist für mich ein vollkommen neues Gefühl. Schnell unter einen Arm geklemmt, die Fernsteuerung unter den anderen und ab zum Wasser, das bringt schon Spaß. Hatte ich doch zuerst Bedenken das Modellchen bei starkem Wind zu Wasser zu bringen, legten sie sich doch bald nach überstandenen Sturmfahrten. Die ersten Schleppversuche verliefen jedoch nicht allzu erfolgreich. Das nur 720 Gramm schwere Modell konnte zwar auch meine großen Pötte ziehen, wurde jedoch bei Aufstoppmanöver glatt umgerissen. Aber auch dieses Abschleppen wurde gelernt und wird auch heute beherrscht. In weiser Voraussicht hatten wir ja die gesamte Elektronik mit einem Schutzlack versehen, sodass kein größerer Schaden aufgetreten ist. Wenn ein gelernter Elektroniker schon eingesetzt wurde, durften natürlich auch nicht Sonderfunktionen fehlen. Hier wurden jetzt eingebaut: Schiffsdiesel, Schiffstyfon, Suchscheinwerfer, Innenbeleuchtung, Bergevorrichtung und Schlepphakenslipauslösung. Das eine elektronische Spannungsüberwachung eingebaut wurde, ist ja wohl selbstverständlich. In der Hoffnung, dem einen oder anderen Modellbauer zum Modellkleinbau Mut zugesprochen, evtl. gar Anregungen gegeben oder motiviert zu haben, stehen der Peter sowie auch ich gerne zu weiteren Beratungen zur Verfügung. Dieser Schlepper ist ja inzwischen i. L. der Jahre einige Male nachgebaut worden. Einige dieser Schlepper sind auf meinen Rumpfabzügen entstanden. Leider ist dieser Rumpf im wahrsten Sinne des Wortes regelrecht vergewaltigt worden und bekam dadurch eine andere Rumpfform. Diese Modellbaukunst veranlasste mich auch dazu, jetzt keine Rumpfformen mehr zu vergeben. |
Verschiedene Schleppversuche des Schleppers (gleicher Maßstab)