Hans-Jürgen Mottschall

Modellbau

Meine Einladung auf dem schw. Eisbrecher "Oden" in Göteborg 16_04_2004


Der Anlass zu dieser Einladung war die Vorbereitung und die Verabschiedung in Göteborg zu einer Forschungsfahrt der „ODEN“. Die Polarforschungsfahrt, zwischen Grönland und den Inseln Island, Jan Mayen an Svalbard (Spitzbergen) vorbei bis an die Eisgrenze der Artic, findet vom 20. April bis 7. Juni 2002 unter dem Titel  „ARCTIC OCEAN 2002“ statt. Mehr als 40 Wissenschaftler mit dem nötigen Gerät schifften sich zu diesem Anlass auf die „ODEN“ ein.

Rechtzeitig zu Anfang des Jahres rief mich der Herr Backman (Kapitän und Direktor) der schwedischen NATIONAL MARITIME ADMINISTRATION aus Norrköpping mit der Bitte an, unbedingt mit meinem Modell „ODEN“ nach Göteborg zu kommen. Herr Backman beschaffte mir 1994 die Pläne der „ODEN“ und ebnete mir den Weg zum Besuch des Schiffes im Mai 94. Im weiteren Gespräch bekam ich zu hören; der ehemalige Kapitän/Kommandant Ulf Christenson der „ODEN“ (inzwischen Rentner) ist der verantwortliche Organisator im Auftrage der Gesellschaft, für die gesamte Veranstaltung. Das selbstverständlich meine gesamten Kosten wie: Hotel und Fährtickets übernommen werden, floss dann so nebenbei ein. Meiner Bitte, nicht erst am 18.April, sondern schon am 16. April in Göteborg zu erscheinen, wurde selbstverständlich entsprochen. Alles übrige klärte ich dann selbst mit dem Ulf Ch. ab. Nach diesem Gespräch kam ich mir wie auf einer Wolke getragen vor! Hier haben sich die losen Kontakte,  die ich während der 6 jährigen Bauzeit Mai 1994 – Mai 2002, mit über 5 000 Hobbystunden am Modell zubrachte, noch einmal als Dankeschön der Gesellschaft an mich ausgezahlt! Während der gesamten Bauzeit informierte ich ständig die Herren Backman und Christenson über den Baufortschritt meines Modells.  Selbstverständlich besuchte mich der Ulf Ch. 1999 mit seiner Frau und informierte sich über den Bauzustand des Modells. Dazu sei noch gesagt; Die Baupläne der „ODEN“ sind nur einmal offiziell für mich freigegeben worden, dieses wurde mir noch einmal jetzt in Göteborg versichert! Um sich in etwa ein Bild vom Originalschiff „ODEN“ zu machen einige Daten: Die Länge: 108 mtr., Breite in der Räumschulter 31 mtr., Breite am Rumpf 25 mtr. bei einem Tiefgang von 8 mtr hat das Schiff ein Displacement von 13 000 tons. Mit den 24 500 hp läuft das Schiff mit 17 Knoten. Bei einer Eisstärke (Ostseeeis) von 1,8 mtr. läuft das Schiff noch ca. 3 Knoten. Grundsätzlich sollte man jedoch wissen, das Articeis ist acht Mal härter als Ostseeeis. Das Schiff hat einen Pfahlzug von 240 tons, eine Zugleistung die von ganz wenigen, reinen Hochseeschleppern, überboten wird.

Rechtzeitig wurden mir die Tickets der Fähre zugeschickt. Am Montag den 15. April ging für mich die Fahrt nach Kiel los. Gegen 18.00 h schiffte ich mich auf der „STENA SCANDINAVICA“ ein und pünktlich um 19.30 h legte die Fähre in Richtung Göteborg ab. Am Dienstag 09.00 h legten wir in Göteborg pünktlich an. Die nötigen  Zollformalitäten waren schnell erledigt. Am Ausgang wartete Ulf Ch., die Wiedersehensfreunde war entsprechend herzlich. Dann fuhren wir zu meinem schon gebuchten Hotel OPALEN. Mein Hotel gehört zur bekannten Scandic-Kette, in dem ich ein richtiges Wohlfühlzimmerbelegte! 

Fast gleiche Größe

Nach dem Einchecken im Hotel fuhren wir sofort zur „ODEN“ auf der anderen Seite des „Göta Älv“ (Hafen). Hier war natürlich schon von weitem der riesige Brückenaufbau/Schornstein der „ODEN“ zu sehen. Als ich jetzt die „ODEN“ nach acht Jahren wieder sah, musste ich doch erst einmal tief durchatmen! Es war ein sagenhaftes Gefühl, wieder das Original zu sehen bzw. zu betreten. Ich denke, nachvollziehen kann es jeder Modellbauer, der schon einmal einen solchen Kraftakt im „SCHIFFSMODELLBAU“ betrieben hat!  Da wir ja schon angemeldet waren, stellte ich mich dem Kapitän Anders VIKSTRÖM sowie dem Staffkapitän Tomas ARNELL und den Offizieren vor. Jetzt holte ich mein Modell, das Positiv und die Negativform an Bord und stellte mit den üblichen Fotounterlagen in der Offiziersmesse für drei Tage aus. Die Fragen der Besatzungsmitglieder sowie der ersten eingetroffenen Forscher der Fahrt zum Bau der „ODEN“ konnten hoffe ich, alle befriedigt und beantwortet werden. Ich glaube, es ist nachvollziehbar, wenn ich behaupte, dieses Lob von diesen Fachleuten mir mehr bedeutet und mit Stolz erfüllte, als alle bisherigen sog. Wettbewerbe der Vergangenheit. Das ich während der gesamten Tage auf dem Schiff durch den Koch verpflegt wurde, muss, , nicht extra erwähnt werden.

Während der nächsten Stunden und Tage, konnte ich mich von recht vielen schiffbaulichen Veränderungen der „ODEN“ zu 1994 überzeugen. Ganz gravierend war für mich; der Unterwasseranstrich (weißgrau) war ein Meter nach oben, also von 8 auf 9 mtr. gestrichen. Die Plimsollmarken sowie Ahminge waren erhaben aufgeschweißt und wie mir A. Backman sagte; sehr ungern und recht teuer. Teuer aus dem Grunde, das Unterwasserschiff ist mit einer Emailleähnlichen Farbe, die den besonderen Ansprüchen bei Eisfahrten standhalten, angestrichen. Diese fehlenden Marken hinterfragte ich ja schon bei meinem ersten Besuch 1994 und bekam zur Antwort; sie würden bei der Eisfahrt abscheuern. 1996 wurden sie von der N V (Norske Varitas), der norwegischen Klassifizierungsbehörde durchgesetzt. An größeren Umbauten waren jetzt noch; Vor dem Brückenaufbau auf der Back war jetzt ein ganzer neuer Aufbau gesetzt, in dem die Laboratorien der Forscher untergebracht waren. Um dem Ganzen noch die Krone auf zu setzen, stellte man obenauf noch eine Reihe Container. Vier kleine Kräne mit 0,25 to Hubkraft wurden  auf den verschiedenen Decks installiert. Ein kleineres Verkehrsboot mit Ruhelager kam auf die Backbordseite. Unter dem Hely-Deck wurde eine Inertgaszentrale eingerichtet. Das ehemals bunte Hely-Deck hatte lediglich nur noch ein weißes H. Ansonsten kamen noch etliche Antennenveränderungen und Lüfterinstallationen dazu. All diese Veränderungen werde ich zwar nicht mehr ändern, fotografierte und filmte sie jedoch mit knapp 200 Aufnahmen für mein „ODEN“ – Archiv. Meine „ODEN“ bleibt im Bauzustand 1994! Für mich war es auch sehr befriedigend zu sehen, in welch sauberen Zustand sich das Schiff befindet, sagt doch auch das etwas über die Schiffsführung aus! Da ich ja selbst aus dem Bereich Seefahrt (sechs Jahre Fahrenszeit) komme, kann ich dieses ja auch beurteilen. Das sich freie Bewegen auf dem Schiff habe ich wirklich genossen!

 

 

Da ich ja wie gesagt noch einige Zeit bis zum eigentlichen Festakt hatte, besuchten der Ulf Ch. und ich das an der Hafen-Avenue befindliche „Göteborgs Maritima Centrum „Världens STÖRSTA fartygsmuseum“ neben dem Opernhaus. Da hier 13 Originalschiffe vom richtigen Frachter, Feuerschiff, Zerstörer, U-Boot bis hin zum Monitor, eine sehenswerte Flotte liegt, sagen die Schweden; das Museum zählt zu den größten seiner Art der Welt.

Der zweite Besuch fand auf einer Werft statt, auf dem ein Ostindienfahrer, die „GÖTHEBORG“ das Flaggschiff der Swedish East India Companie um 1745 mit Art ABM-Maßnahmen nachgebaut wird. Inzwischen haben ja einige Länder solche Maßnahmen ergriffen, ich glaube, hier kann jeder interessierte Schiffbauer doch einiges erlernen. Hier konnten wir den schon recht fortgeschrittenen Bau des Schiffes bewundern. In den Nebenräumen waren etliche Personen mit den Holzschnitzereien, Seil - und Blockherstellung sowie der übrigen Ausrüstungsbedarfe beschäftigt. Die Atmosphäre in diesen Räumen war ähnlich wie die in Lelystad (Niederlande), einfach fantastisch! Jeden Göteborg-Besucher kann ich einfach nur empfehlen, sich diese beiden Besuche zu gönnen.

Während des Dienstags und Mittwochs wurden auf der Pier, genau vor der „ODEN“ die ersten Festzelte, 4 Flaggenstangen sowie ein 7 x 12 mtr. großes Wasserbecken aufgebaut. Ca. 45 m³ Wasser mussten in das große Becken für eine vernünftige Wasserhöhe eingelassen werden. Selbstverständlich wurde der Göteborger Modellbauclub „VARVSHISTORISKA FÖRENINGEN“ zu den Wasservorführungen eingeladen. Hatten wir zuerst nicht den richtigen Draht zueinander, ich denke hier spielte der Rummel um meine „ODEN“ eine kleine Rolle, gab sich dieses im Laufe der nächsten Tage. Das zeigte sich auch im Besonderen auf dem Wasser. Das selbstverständlich alle Kommandanten der „ODEN“ wie: A. Vikström, T. Arnell, U. Christenson sowie A. Backman das Modell fernsteuern mussten, war ja wohl einfach ein Muss! Hatten die Herren zuerst doch ein bisschen Bammel vor der Fernsteuerung, legte sich dieser bald nachdem ich erklärte, das Modell fährt fast identisch wie das Original. D.h. durch das Gewicht von 13 Kg, braucht auch das Modell eine Strecke zum Stillstand. Als dieses verstanden war, fuhren diese Kapitäne mit meiner „ODEN“ perfekt, sogar vorsichtige Anlegemanöver klappten hervorragend. Für mich war dieses eine hervorragende Werbung für unseren Schiffsmodellbau. Der Liebling der Frauen  und Kinder war aber einmal wieder mein kleiner Schlepper „GARANT“. Dieses kleine Modell nur 35 cm lang und einem Gewicht von unter 700 Gramm, sah natürlich obwohl im gleichen Maßstab gebaut, zur „ODEN“, wie ein Winzling aus. Im Nachhinein war ich froh, auch dieses Kleinstmodell mitgenommen zu haben. Der Donnerstag wurde von mir mit den Modellen entsprechend genutzt!

Am Freitag  kamen jetzt Dutzende von Schulklassen, die mit Bussen herangefahren wurden, zu Besuch. Auch diese Kinder wurden durch eigens dafür geschultes Personal der Gesellschaft in Gruppen über das Schiff geführt. Zeitweise dachte ich, das Schiff ist wohl überfüllt. Im Laufe des Tages änderten sich die Gruppen dann altersmäßig. In diesen Stunden hatte ich auch besonders viel zu beantworten und zu erklären. Erstaunlich für mich war auch die Feststellung, dass sehr viele Schweden, auch junge, mich auf deutsch anredeten. Immerhin reichten meine sog. Englischkenntnisse zumindest soweit, um mich verständlich zu machen.

Im Lauf dieses Tages bzw. besonders am Sonnabend, stellten sich einige Herren vor, die entweder direkt auf dem Schiff schon gearbeitet oder damit zu tun hatten. So wurde mir der Konstrukteur der „ODEN“ genau so vorgestellt wie der Werftmaler und der Sektionsleger von der Kiellegung 1987. Im Laufe der Tage summierten sich doch diese Vorstellungen, sodass mir am Ende der Tage jeweils doch der Kopf rauchte. Im Nachhinein möchte ich noch einmal betonen; es hat mir einen riesigen Spaß und Freude gemacht! Auf keinen Fall hätte ich das ganze drum und dran missen wollen





 

Während die ehemaligen Kommandanten A. Backman und U. Christenson sich gegenseitige Hilfestellung beim Manöverieren des Modells gaben, fuhr der augenblickliche Kommandant A. Vikström schon wie ein Profi allein!

 

 Im Laufe des Sonnabends wurden in einigen Festzelten das Büffet aufgestellt und die Kapelle traf ein. Nachdem das Büffet geplündert war, d.h. man einigermaßen zugegriffen hatte, begann der Folkloreteil des Tages. Eine eigens aus Grönland eingeflogene Folkloregruppe brachte die Stimmung auf den Punkt, wobei natürlich auch ein Gruppenspiel mit den Gästen und dem Schiffspersonal nicht fehlen durfte. Es soll von dieser Veranstaltung in den Medien auch sehr ausführlich berichtet worden sein. Leider bekam ich davon nichts mit, hatten doch der Ulf Ch. und ich uns einen netten Herrenabend am Freitag gegönnt, quasi meine Verabschiedung gefeiert. Ich hatte mir zwar schon die Stadt (2. größte Stadt Schwedens mit ca. 500 000 Einwohnern) beim Stadtbummel angesehen, wurde am Abend jedoch richtig eingeweiht. Da wir ja nicht mehr die jüngsten sind, beendeten wir den Abend etwa um Mitternacht.

Da die „ODEN“ am Sonnabend zu ihrer wissenschaftlichen Fahrt  gegen 15.00 h auslaufen sollte, wurden von den verantwortlichen Herren der „ARCTIC OCEAN  2002“ Tour, der Eisbrechergesellschaft und dem Kapitän des Schiffes noch einige Abschieds- und Informationsreden am Mikro gehalten. Für mich ein persönlicher Höhepunkt: Herr Anders Backman, Direktor der Eisbrechergesellschaft, bedankte sich auf deutsch am Mikro für mein Kommen mit der „ODEN“. Ich denke, diese Einladung hat wesentlich mehr für mein Hobby und Werbung für den SMC-Hamburg, gebracht als die sog. Wettbewerbe.

Pünktlich trafen die Schlepper ein. Die Festmacherleinen der Schlepper gingen aufs Schiff und dann legte die „ODEN“  unter den Musikklängen der Kapelle ab und verließ mit Wasserfontänen und Typongetöse der Hafenfahrzeuge den Göteborger Hafen.