Hans-Jürgen Mottschall

Modellbau

3. Europameisterschaft der C1 - C4 fand am 16-24_09_197 in Cannes (F) statt

Alle 2 Jahre wird die C-EM - Leistungsklassen der Standmodelle - ausgetragen, nach Como in Italien war diesmal Cannes am Mittelmeer Austragungsort. Die Ausstellung fand im Palast der Filmfestspiele an der bekannten De La Croisette mitten in Cannes statt. Teilnehmen durften nur die jeweils 12 Ersten  der nationalen Landeswettbewerbe. Bei uns war ja bekanntlich kurz vorher am 24./25.Juni die Bundesmeisterschaft in Hannover-Misburg gelaufen.

Jeder  Modell -Transport auf dem Dachgepäckträger ist ein Risiko. Das Auto ist einfach zu klein!

Unsere recht Erfolgreiche Mannschaft

Am 14.09. fuhr ich dann endlich in Richtung Cannes ab. Die Generalrichtung war jetzt über Kassel, Frankfurt, Freiburg, dem Grenzübergang Mühlhausen nach Frankreich, von dort über Lyon, Aix-en-Provence nach Cannes. Nach 1680 Km und 17 Stunden Fahrt traf ich dann endlich in Cannes ein. Wenn ich ehrlich sein soll, doch recht kaputt. Am 16.09. Konnten die Modellschiffe im Palast der Filmfestspiele aufgebaut werden. Hier war alles sehr gut vorbereitet. Die Plätze mit den Startnummern waren vorgegeben sowie eine sichere Absperrung zum Besucher gewährleistet. Erst hier in Cannes erfuhr ich dann wer unser Mannschaftsführer war und muss gleich im Vorwege sagen, unser Herr H. war einfach Spitze!  Es gab nichts, was er über den Ablauf nicht wusste, und war auch immer im richtigen Augenblick zur Stelle. H. H.r erfuhr selbst erst 4 Tage vor Abfahrt nach Cannes, dass er der Mannschaftsführer war. Insgesamt wurde Deutschland von 10 Modellbauern mit 15 Modellschiffen vertreten.

Da gleichzeitig zur EM auch die nationale Meisterschaft der Franzosen mit ihrer - C 5 - Klasse ablief, waren weit mehr als die in Klammern auftauchenden Zahlen vertreten. Die - C 5 - Klasse (Buddelschiffe) ist noch eine französische  nationale Klasse, die jedoch mit großer Sicherheit auch bei uns einmal eingeführt wird.

Die Bauprüfkommission setzten sich  für die Klassen - C 1 - und - C 3 - aus folgenden  Herren zusammen: Leiter: Ebert (DDR), T. (Belgien), B. (Deutschland), P. (Frankreich) und S.  (Bulgarien).

In der - C 1 - Klasse (33 Modelle) sind nur historische Modelle bzw. Schiffe ohne maschinellen  Hauptantrieb vertreten. Die  - C 3 - Klasse (32 Modelle) besteht aus Schiffsanlagen, Schiffsquer- oder Längsschnitte sowie Hafenanlagen. Selbstverständlich in den unterschiedlichsten Maßstäben.

Die Bauprüfkommission der Klassen  - C 2 - und - C 4 - wurde von folgenden Herren gewertet: Leiter S. (Frankreich), F. (Belgien), G. (Italien), F. (DDR) und L. (Polen).

In der - C 2 - Klasse (49 Modelle) sind die neuzeitlichen Schiffe vertreten. Während die Klasse - C 4 - nur mit Modellen die kleiner als im Maßstab 1:250 erbaut sind mit (18 Modellen) vertreten war. Speziell die Klasse - C 4 - ist häufig mit Modellschiffen des Maßstabes 1:1000 bis hin zu 1:1800 vertreten , also mit Modellausführungen die oft nur noch mit einer starken Lupe zu betrachten sind. Die Klasse - C 2 -, in der ich mit meinen Modellen „S.A. VAN DER STEL“ und „BOMMA“ vertreten war, waren insgesamt weit über 60 Modelle vertreten. In allen Klassen waren mehr als 200 Modelle  vertreten Am Dienstag kam es zur offenen Wertung der - C 1 - Klasse. Hier kam es zu den ersten Goldmedaillen für die Bundesrepublik Deutschland durch Siegfried V.. Dieser Erfolg ließ natürlich auch für die übrigen Klassen hoffen und drückten jetzt jeder für jeden den Daumen. In der Bauprüfung konnte ich feststellen, dass von einigen Bauprüfern die Bauunterlagen und das sonstige Material sehr genau mit den Modellen verglichen und wenn nötig auch nachgemessen wurde. Gerade diese Prozeduren wurden dann auch immer wieder im Beisein des Erbauers vorgenommen. Selbst ich, der doch eigentlich ein ziemlich dickes Fell hat, kam , als am Dienstag meine Modelle gewertet wurden, ins Schwitzen. Besonders an meinem Modell „S.A. VAN DER STEL“ wurde immer und immer wieder mit der Schieblehre nachgemessen und zu meinem Trost keine Unterschiede zum Bauplan festgestellt. Das ließ natürlich hoffen ! Das eigentlich schlimme waren die Sprachschwierigkeiten mit den Bauprüfern, die leider nicht selten nur ihre Landessprache beherrschten. Irgendwie  wurde auch diese Tortur überstanden und nun fing das große Warten auf die Ergebnisse in meiner Klasse an. Damit das Ganze für mich noch spannender wurde, kam die offene Wertung erst am Donnerstag heraus.

Am Mittwoch war der sog. Ruhetag für alle, sodass eine Gemeinschaftsfahrt nach Monaco unternommen wurde. In Monaco besuchten wir das Meeresmuseum des französischen Meeresforschers Jaques Custeau, für mich ein einmaliges Erlebnis ! Dieses Museum ist, glaube ich, wohl einmalig, allein das Aquarium mit Vielfalt an Fischen und sonstigem  Meeresbewohnern. Ein phantastisches Mittagessen oberhalb von Monaco bildete den Abschluss des Ausfluges.

Der Donnerstag Mittag offenbarte uns endlich unsere Wertungen der - C 2 - Klasse. Ich war etwas nervös, denn ich hatte vorher hier und da etwas läuten hören und siehe da, es gab für mich eine Gold- und eine Bronzemedaille. Ein Erfolg mit dem ich eigentlich bei der gewaltigen Konkurrenz nicht so recht glauben konnte. Unter Strich waren jetzt alle Mühen und die sog. Selbstüberwindungsstunden in der Kellerwerkstatt vergessen -es hat sich gelohnt- ! Dachte ich der Freitag rundet meinen persönlichen Erfolg mit der Silbermedaille in der Klasse - C 3 - für den 150 to. Schwergutmast ab, hatte ich mich getäuscht. Es sollte noch viel besser kommen!

Meine Erfolge: Gold-, Silber- und Bronzemedailie, welch ein Erfolg

           Der Höhepunkt für mich kam noch mit der                Sonderauszeichnung für Kunst!

Am Sonnabend den 23.09. War dann die große öffentliche Ehrung der Gewinner. Hier kam nun alles was Rang und Namen in der NAVIGA hatte, auf der Dachterrasse zusammen, dass der Bürgermeister der Stadt Cannes mit seinem Gefolge nicht fehlen durfte, war fast schon eine Selbstverständlichkeit. Für die jeweiligen Klassenersten gab es einen Pokal. Dem jüngsten  Modellbauer der EM ehrte man mit einem Extrapokal.  Für mich der schon rund um zufrieden war kam jetzt die größte Überraschung mit der Sonderauszeichnung von französischen Departement für Kunst. Diese Ehrung war die Auszeichnung für das schönste und eleganteste Modell aller Klassen des Wettbewerbs - für die „S.A VAN DER STEL“-. Diese Auszeichnung war für mich die Krönung des gesamten Wettbewerbs. Das nach der offiziellen Ehrung das große Händeschütteln einsetzte, war glaube ich leicht nachvollziehbar. Zur Siegerehrung wurden die jeweiligen Medaillen von Mädchen in den französischen Landestrachten auf Kissen den Herren Prof. Dr. Dr. Artur B. (Vizepräsident der NAVIGA) und  dem Präsidenten der NAVIGA, die Ehrungen vornahmen, zugeführt. Für die Teilnehmer mit Sicherheit eine phantastische Ehrung, lebt doch der Künstler auch von solchen Ehrungen. Nachdem die Ehrungen überstanden waren, ging es an die inzwischen auf der Terrasse eröffnete Sektbar um hier erst einmal die ganze Freude zu begießen.

Pünktlich Sonntag um 08.00 h wurden die Modelle an die Eigentümer übergeben und es konnte die Heimfahrt angetreten werden. In der Nacht von Sonntag auf Montag um 02.15 h traf ich dann endlich nach 1 680 Km Fahrt bei mir zu Hause ein. Es war eine gewaltige Strapaze, aber für mich hat sie sich wieder einmal gelohnt. Nur auf solchen Wettbewerben hat man einen tatsächlichen Anhaltspunkt, wo man im Modellbau steht. Persönlich habe ich sehr viel dazugelernt, konnte aber auch gleichzeitig wertvolle Tips weiter geben. Die dort versammelten Modelle zu beschreiben, würde wohl diesen Rahmen sprengen. Aus diesem Grunde habe ich auch sehr viele Dias geschossen und werde sie bei passender Gelegenheit auch zeigen.  

H.-Jürgen Mottschall