4. Championats Du Monde De Maquette De Vitrines 18-26_04_1987 in Rouen (F)
Fachgespräch vor dem Modell "LA ROYAL" 1:100 mit dem Erbauer N. S. (BG) r.Am Nachmittag folgte nun' die Bauprüfung in der Klasse Cl (53 historische Modelle) und in der Klasse C2 (62 Schiffe mit maschinellem Antrieb). Hier versuchten die armen Bauprüfer sich einen groben Überblick über die verschiedenen Modelle zu verschaffen. Wenn man sich einmal vorstellt, zum einen die verschiedenen Maßstäbe von 1:14 - 1:200 und noch kleiner, die verschiedenen Schiffstypen vom Superschlachtschiff bis hin zum einfachen Torpedoreiter. Die Klasse Cl war bestückt vom einfachen Ruderboot bis hin zum Dreidecker und das alles dicht an dicht!
In meiner Klasse war für uns Teilnehmer ziemlich eindeutig klar, wer die vorderen Plätze belegen würde. Die Rotchinesen mit 3 Booten, 1 Belgier und Dirk H. aus Hamburg mit seiner "Borre" waren für mich die Favoriten. Zuerst nahmen sich die Bauprüfer das größte chinesische Modell, die "Hu Jiu Lao 3" vor. Für uns, die Beobachter, stand jetzt schon einmal fest, es sollten gewisse Maßstäbe gesetzt werden. Dieses Modell wurde sogar mit einer Lupe untersucht. Wie sich am Ende herausstellen sollte, hatten die Herren wohl erhebliche Mängel festgestellt, wie sonst ist es möglich, so einem Schiff nur 94,33 Punkte zu geben! Dann folgte die "Viribus Unitis" im Maßstab 1:100 vom belgischen Modellbauer L. gebaut. Dieses Schiff erreichte auch nur 94,66 Punkte, die in dieser Klasse die Höchstnote darstellte. Am ersten Tag wurden nur noch einige wenige Modelle gewertet, unter anderem unser Kollege Georg D. mit seiner "SMS. Hindenburg" im Maßstab 1:100.
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Am zweiten Tag folgten jetzt wir restlichen BRD-Teilnehmer. Hier machte ich mit meiner "Sydney Express" den Anfang und bekam gleich vom französischen Bauprüfer B. zu hören, dass die chinesischen Schiffe viel besser gebaut sind. Ich musste für mich selbst feststellen, dass ich noch nie einen Bauprüfer mit so einer Negativ-Einstellung an Schiffsmodellen gesehen habe. Dieser gute Mann machte von Anfang an alle Modelle so schlecht bei seinen übrigen Bauprüfern, dass wir, die Zuschauer und sehr genauen Beobachter dieser Kommission, uns unsere Gedanken machten! Allerdings vergaß er, sicherlich aus Neutralitätsgründen, bei den französischen Schiffen, seine gesamte Gestik und Sprache. Bei all diesen guten Bauprüfern vermisste ich auch einfach einmal den Hinweis auf gut gebaute Schiffsteile an Modellen. Mit großer Sicherheit habe ich auch so etwas auf meinem Schiff! Nicht nur ich hatte das Gefühl, einigen Bauprüfern kam es nur auf die eigene Bestätigung ihres Könnens und Wissens an. Innerhalb weniger Minuten wurden die Modelle überflogen und die geheimen Punktzahlen erst einmal festgelegt. Mit großer Sicherheit haben die meisten Bauprüfer sich bemüht, korrekt zu arbeiten, aber bei der Vielzahl der Modelle und den Platzverhältnissen, war es auch erwartungsgemäß schwer. Die offene Wertung am Donnerstag sollte noch so manchen Modellbauer-Kollegen verärgern.
Am Mittwoch starteten wir mit mehreren Bussen eine Paris-Rundfahrt. Alle Teilnehmer an dieser Fahrt waren restlos begeistert, zumal viele Paris zum ersten Mal gesehen hatten. Selbstverständlich durfte der Besuch im Pariser Marinemuseum nicht fehlen. Der Abschluss des Abends wurde mit einer Paris-Rundfahrt bei Nacht gekrönt. Ich selbst war sehr beeindruckt!
Kl. - C 3 - "BEI DOU HAO" 1:60 v. Zhikang Wu (TJ)
Im Laufe des Donnerstags erfolgte die Wertung in der Klasse C3 (62 Schnittmodelle, Schiffs-Sektionen und Wasserlinien-Modelle) . Die zum Teil aus Platzmangel auf dem Fußboden stehenden oder noch in Kisten verpackten Modelle wurden auf einer jetzt geräumten Ausstellungsfläche am Ende der Halle aufgestellt. Für mich war diese Klasse wohl die schwierigste. Hier tummelten sich ganze Werftanlagen mit fast fertigen Schiffen auf den Helligen genau so wie Schnitt- und Wasserlinienmodelle. Die kleinen Exponate wie Aufbauten, Mastsektionen, Schiffskanonen und andere halbfertige Schiffsteile verloren sich fast gänzlich in dieser Repräsentation. Der Holländer Gerard V. belegte für viele von uns zurecht mit seiner phantastischen Holzarbeit des Schiffes.
Kl. - C 3 - "VICTOIRE" 1:50 auf dem Bauslip v. Binwei Yang (TJ)
"Le Vaisseau" im Maßstab 1:72, mit 96,66 Punkten den 1. Platz. Der Chinese Zhikang, Wu mit einem Schnittmodell eines Fischkutters folgte hier mit 96 Baupunkten. Das Schnittmodell "Beidou Hao" im Maßstab 1:100 war genau wie das andere chinesische Modell "Bin Hai 282" im Maßstab
1:50, ein Versorger-Typ, eine richtige Augenweide. Auf diesen Schiffen konnte man sogar eine exzellente Spantenarbeit im Rumpf sowie die Ausrüstungen und Maschinen in den einzelnen Räumen betrachten. Selbst eine kleine Drehbank im Storeraum war vorhanden. Vor diesen Arbeiten konnte
Kl. - C 3 - "BIN HAI 282" 1:50 v. Jinli Shi (TJ) wohl jeder nur seinen Hut ziehen. Ich selbst war in dieser Klasse mit meiner Schwergut-Sektion eines 120 to-Stülcken-Systems vertreten. Für diese Arbeit bekam ich 85 Baupunkte, somit eine Silbermedaille und war damit hochzufrieden. Gleichzeitig liefen die Bauwertungen in der Klasse C4 (37 Modelle kleiner als im Maßstab 1:250). Hier waren Modelle von 1:250 bis 1:1200 vertreten. In diesen Klassen gaben die rotchinesischen Modellbauer den Ton an. Was hier gezeigt wurde, waren wahre Meisterwerke, sei es bei den Schiffen der Neuzeit oder den historischen Segelschiffen. Diesen Modellbau kann man wahrlich nur mit einer Speziallupe betreiben. Ein Teil der Segelschiffe, Maßstab 1:350 und 1:400 zeigte sogar den Rumpf offen. Selbst in diesem Maßstab wurde noch eine genaue Spantenarbeit gezeigt. Mit 96 Punkten belegte der Chinese Rong Xu mit dem Forschungs- und Rettungsschiff "Xiangyanghong 10" im Maßstab 1:800 den ersten Platz. Am Donnerstag Abend bei der offenen Bauwertung der Klassen Cl und 2 gab es dann doch einige Unmutsäußerungen bei den zum Teil niedrigen Wertungen und der Differenz bis zu 9 Punkten. Selbst unbeteiligte Zuschauer stellten immer wieder die Frage, warum nicht zumindest für die Klassenbesten 99 oder gar 100 Punkte vergeben werden. Leider war es auch hier, wie so oft, dass der Oberschiedsrichter Herr M. aus Polen die obere Grenze mit 95 Baupunkten für die Schiedsrichter festlegte. Dieser Herr ist für mich ein ganz besonderes Phänomen unter den "Modellbaufachleuten", ohne die Bauunterlagen oder Bilder anzusehen, geht er die Reihe der Schiffsmodelle ab und sucht immer wieder ganz verzweifelt sein 100-Punkte-Modell. Ich bin einmal gespannt, ob er es je findet, vielleicht kommen ja irgendwann einmal die kleinen Marsmenschen mit diesen Modellen, oder ganz einfach, er zeigt uns einmal seine Modelle! Vielleicht erleben wir Modellbauer, die sich innerhalb festgelegter Grenzen bewegen, einmal eine korrekte Regelwerkeinhaltung unserer Bauprüfer. Viele meiner Modellbauer-Kollegen waren nach diesen Ergebnissen sehr enttäuscht und überdenken eine weitere Teilnahme in diesen Klassen. Die zum Teil abgegebenen Wertungen waren keine Werbung für den Modellbau, sondern einfach eine Frechheit oder Unwissenheit. Ich selbst bekam für meine "Sydney Express" folgende Wertung: 92, 91, 87, 87 und 93 Baupunkte, nach Streichung der höchsten und niedrigsten Wertung kamen jetzt genau 90 Baupunkte und somit eine Goldmedaille heraus. Speziell in diesen Klassen werden immer wieder gute, mit großem Aufwand gebaute Modelle, abgewertet und kleine, mit geringem Aufwand, aufgewertet. Wie kann es sonst möglich sein, dass ein einfacher Torpedoreiter 76 Baupunkte bekommt und komplette andere Schiffe sogar unter 70 Punkte, und somit aus den Wertungen fallen. Freitag morgen nahm ein großer Teil der Schiffsmodellbauer an einer Seine-Fahrt teil. Nach dem Ärger vom Donnerstag war das genau die richtige Entspannung für uns Modellbauer. Die offene Wertung der Klassen C3 und C4 fand am Samstag um .15.00 Uhr statt. Hier zeigte sich, wie schon angekündigt, eine stabilere Wertung. Vielleicht ist den „Fachleuten“ der Jury auch ganz einfach nur zu Ohren gekommen, dass der Modellbauer sich allmählich veralbert fühlt. Wie immer zeigten sich dann auch einige Überraschungen, aber auch sehr gute Ergebnisse. Der "bunte Abend" am Samstag um 20.00 Uhr war natürlich der Höhepunkt für den einen oder anderen. Das gute Essen und die entsprechenden Getränke sorgten letztendlich für die richtige Stimmung. Für mich endete dieser Abend um 3.00 Uhr morgens. Die Siegerehrung am Sonntag bildete den Abschluß der 4. C-WM. Ich selbst hatte das Pech, beim Aufruf der Goldmedaillen-Gewinner vergessen zu werden, schlich mich aber dann doch durch die Aufforderung eines Kollegen mit nach vorn. Wenigstens bei der Vergabe der Medaille und Urkunde wurde ich dann nicht vergessen. Der Höhepunkt war dann die Verleihung der Pokale. Der englische "King-Gedächtnis-Pokal" wurde an den Modellbauer mit der höchsten Wertung aller Klassen vergeben, also an Gerard V. aus Holland. Die restlichen Pokale bekamen französische Wettkämpfer, die zwar weit im hinteren Punktefeld auftauchen, aber was soll's! |
Zusammenfassend möchte ich sagen, das Rahmenprogramm war hervorragend, leider kam der eigentliche Sinn und Zweck unseres Zusammentreffens zu kurz, ganz zu schweigen von der Organisation. Am späten Sonntagabend fuhr ich wieder in Richtung Hamburg, wo ich nach 10 stündiger Fahrt endlich eintraf.
Um diese Weltmeisterschaft richtig zu beschreiben, hätte es eines Buches bedurft.
H.-Jürgen Mottschall
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