Hans-Jürgen Mottschall

Modellbau

 II. Motoren-Weltmeisterschaft 17.-23.08.1981 in Magdeburg - DDR-

Den Wagen vollgepackt, traf ich am 17.08. am Grenzübergang Marienborn-Helmstedt ein und konnte innerhalb weniger Minuten, nachdem die üblichen Grenzformalitäten erledigt waren, in Richtung Magdeburg weiterfahren. Nach insgesamt 280 Km. traf ich dann endlich gegen 12.00 Uhr am Adolf-Mittag-See ein und wurde hier gleich von einer überwältigenden Organisation in Empfang genommen. Innerhalb einer Stunde war ich fotografiert und angemeldet und wenig später die Modelle vermessen.

 Aufstellung der 17 teilnehmenden Nationen

Übergabe der "NAVIGA" Fahne an den Ausrichter der WM

Natürlich waren die meisten Teilnehmer der BRD schon einen Tag früher eingetroffen und wie üblich, gab es das große Hallo bei der Begrüßung der alten Bekannten

Die Unterkunft war eine Internatsschule, die gerade Ferien hatte. Am Mittwoch um 09.00 h fand die Eröffnungszeremonie vor der Stadthalle statt. Musikkapelle war genauso vorhanden wie die Ehrentribüne. Mit 6 Mann aus dem BRD-Team übergaben wir die offizielle Navigafahne an den Schiffsmodellsport-Club der DDR. Der Einzug der Teilnehmernationen war wie immer ein farbenprächtiges Bild. Unsere deutsche Flagge wurde von dem noch amtierenden Weltmeister Helmut Thomas aus Köln getragen.

Bei den Eröffnungs- und Festreden wurde zum Erstaunen fast aller Teilnehmer auf einmal von Neutronenbomben gesprochen, dieses gab Anlass zum Protest fast aller westlichen Mannschaftsführer. Unser Mannschaftsführer, der sich am Tag vorher schon recht intensiv um uns bemühte, war wieder einmal Spitze ! Es gab ja wohl nichts, was unser Kurt B. nicht von der WM wusste. Er pendelte wohl ständig zwischen den verschiedenen Startstellen hin und her und war immer zur Stelle, wenn wir ihn brauchten.

Mein Transport des Modells "S. V. VAN DER STEL"

Meine Startvorbereitung in der Kl. - F 2b - mit der "V. D. STEL"  

Am Mittwoch morgen um 10.00 h fing die Bauprüfung in der Klasse - F 2a - an. Im Grunde ahnten wir schon als Beteiligte, was jetzt kommen würde. Um 12.30 h wurden dann die Ergebnisse bekannt gegeben. Die höchste Bauwertung mit 93 Baupunkten bekam wieder einmal meine „STAHLECK“, gefolgt von der wunderschön gebauten „HALNY“ des Kölner Modellbauers Theo O. mit 90,67 Baupkt. und dem russischen Modellbauer R. mit 86,67 Baupkt. Für seinen Spezialschlepper „JAGUAR“. Beide Modelle haben für meine Begriffe zu wenig Baupkt. bekommen. Auch hier wurde wie auf allen WM, wieder recht tief gewertet. Nicht nur ich habe mich gefragt, wann die Bauprüfer endlich einmal bereit sind, für die Klassenersten an die 100 Punkte heranzugehen. Offensichtlich werden die Regeln falsch interpretiert ! Persönlich wüsste ich auch gar nicht, was ich um 100 Pkt. zu bekommen, noch alles bauen müsste, die Bauprüfer sagen es mir jedenfalls nicht. Ich glaube, die Herren gehen nur auf Fehlersuche am Modell, anstatt auch das exzellent gebaute Detail zu werten !

Mittags ab 14.00 h wurde dann der erste Fahrwettbewerb begonnen, hier stellte sich wieder einmal heraus, dass alles eine reine Glücks- und Nervensache ist. Ich fuhr leider im ersten Durchgang nur 93 Fahrpunkte und am Freitag im 2. Durchgang das gleiche Ergebnis. Somit hatte ich glücklich den 3. Platz retten können mit einem minimalen Abstand von 0,67 Punkten zum 1. Platz. Erster in dieser Klasse wurde T. Oppenländer mit 96 Fahrpkt. nach einem Stechen mit dem nicht anwesenden R.. Manfred S. aus H.-Misburg belegte hier einen beachtlichen 4. Platz und der vorherige Weltmeister Jürgen M. aus Köln mit seinem Schlepper „WOTAN“ den 8. Platz.

Ab 13.00 h fand inzwischen die Bauprüfung in der Klasse  - F 2b - statt. Auch in dieser Klasse erhielt ich mit meiner „S.A. VAN DER STEL“ zusammen mit dem Rotchinesen Yuming Wei die höchste Bauwertung von 93,33 Baupunkten. Wieder einmal gefolgt vom russischen Kollegen R., der für seinen sauber gebauten Zerstörer 90,67 Baupkt. bekam. Hier kann man schon fast sagen, haben die Bauprüfer gehaust, anders sind diese Ergebnisse nicht zu bewerten !

Vielleicht sollten in Zukunft die Herren Bauprüfer einmal sagen, was wie gebaut werden soll oder muss. Mit solchen Wertungen verjagt man den Modellbauer.  Interessant wäre vielleicht auch, einmal Modelle dieser Herren zu sehen ! Theorie und Praxis würden denn endlich klar zu  Tage treten. Unser Bauprüfer gestand mir sogar; er traute sich nicht, mir für mein Modell mehr als 92 Pkt. zu geben ! Im Übrigen sei auch das neue Wertungssystem schuld, da man nie weiß, was am Ende dabei herauskommt. Ich war doch leicht erstaunt von solch einer Aussage.


Am Donnerstag fand dann bei strömenden Regen der erste Durchgang für - F 2b - statt. Hier unterlief mir dann der eigene dumme Fehler am Neuner-Tor, vorbei zu fahren, wie ich das geschafft habe, wusste ich auch nicht zu beantworten. Auf jeden Fall fehlten mir im Nachhinein die  9 Punkte. Der Chinese Wei mit seinem Tonnen- und Kabelleger fuhr 94 Punkte und Helmut T. mit seiner „OTTO TREPLIN“ volle 100 Pkt.. Zu meinem Durchgang muss ich sagen; es regnete in Strömen und mit großer Sicherheit hätte man den gewaltigen Regenschauer abwarten können. In jedem anderen Land wäre auch auf den Modellbauer Rücksicht genommen worden, so hatte ich über 3 Stunden zu tun um mein Modell zu trocknen und zu reparieren. Der gesamte Donnerstag war für mich gelaufen.

Angespante CHN. Beobachter meines 1. Laufes

Startvorbereitung der "SONG OF NORWAY" v. J. S. (CSSR)

Am späten Donnerstag Abend wurden noch die Bauergebnisse der Klasse  - F 2c - verkündet. Hier belegte Erwin F. mit 94,67 Baupkt. für seinen Kreuzer „KÖLN“ vor Wolfgang S. mit 93 Pkt. den ersten Platz.

Fachgespräche mit dem "NAVIGA" - Präsidenten u. Teilnehmern

Kl.  - F 2a - mit russ. Schlepper "AMETHIST" v. R. (UDSSR)

Offensichtlich haben die Meckereien gegen die Bauprüfer wohl doch etwas genützt ! Erwin F. machte auch sogleich in seinem ersten Lauf am Freitag Vormittag mit 100 Fahrpkt. vor W. S., der auch 98 Pkt fuhr, seinen Weltmeistertitel perfekt. Das Endergebnis in der Klasse  - F 2c - zeigte dann noch einen guten 4 Platz für unseren Kollegen Günter R..

Am Sonntag fand für mich in der Klasse  - F 2b - der zweite Durchgang statt. Hier fuhr der Rotchinese volle 100 Punkte und ich wieder nur 96. Jetzt musste ein Stechen um den 2 Platz zwischen H. T. und mir herhalten, da wir Dank des guten Laufes von H. Th. punktgleich standen. H. T. gewann dieses Stechen mit einem Punkt mehr. Aber immerhin hatte ich auf einer Weltmeisterschaft noch einmal einen 3. Platz gewonnen. In dieser  Klasse belegten noch die beiden Kollegen Sepp E. den 10. Und Helmut L. den 11 Platz.

Die Siegerehrung fand im Laufe des Nachmittags statt und ich muss sagen, es war für mich ein erhebendes Gefühl, zum zweiten Mal auf dem Medaillentreppchen zu stehen. Gerade die - F - Klassen wurden doch von den Bundesrepublikaner, ganz eindeutig beherrscht.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal die wunderbare Kameradschaft unserer Truppe hervorheben , schade ist, dass H. T. nach diesem Wettbewerb keinen internationalen Wettbewerb mehr fahren wird und somit seine aktive Laufbahn beendet. Gerade er hatte doch viel zur eigentlichen Kameradschaft beigetragen.

Am späten Nachmittag wurde dann endlich die Heimfahrt angetreten und abends gegen 20.00 h traf  ich glücklich mit 2 WM-Medaillen im Gepäck, wieder ein.

H.Jürgen Mottschall