Hans-Jürgen Mottschall

Modellbau

III. Motoren - WM in Stara Zagora (Bulgarien)4-10_07_1983

Am 1.07. Begann für Roland Häusler und mich das Abenteuer Bulgarien. Morgens gegen 08.30 h , nachdem wir die S.A. VAN DER STEL auf dem Dach des PKW und das übrige Gepäck verstaut hatten, ging die Fahrt in Richtung Stuttgart. Gegen 21.00 h wurde dann das Gepäck und die Schiffsmodelle in Stuttgart in den bereitstehenden Reisebus der Firma Zauner verladen. Kurz nach 22.00 h konnte nun das Abenteuer  Bulgarien fortgesetzt  werden.  Während der gesamten Nacht sowie den folgenden Tag waren wir auf der Autobahn und trafen nach dem Passieren  der österreichischen und jugoslawischen Grenze in unserem Übernachtungshotel „Jagidina“  bei Ni`s gegen 22.00 h ein. Nächsten Morgen um 09.00 h  erfolgte die Weiterfahrt, einige Stunden später konnte die bulgarische Grenze problemlos überschritten werden. Endlich, am Abend gegen  22.00 h sahen wir unser Zielort Stara Zagora vor Augen. In der ersten Nacht achteten wir natürlich wegen der großen Müdigkeit nicht auf das „Hotel“, das traf uns am nächsten Tag um so schlimmer ! Wir hatten ein 3-Bett-Zimmer gemietet, wurden aber das Gefühl nicht los, die Abstellkammer bekommen zu haben. Mit Frühstück hatte jeder von uns für diese paar Tage DM 284,-  bezahlt, aber gemeinsames Unglück lässt sich ja bekanntlich leichter ertragen, wir wollten ja auch nach dem anstrengenden Wettkampfgeschehen nur schlafen Am Montag sollte die Registrierung der Modelle erfolgen. Gleich im Vorwege sei hier gesagt; was war das hier bloß für ein Hick-Hack. Hier mussten wir alle unseren Mannschaftsführer Kurt B. sowie seinen Stellvertreter Dieter M. bewundern. Obwohl unser Kurt aus Duisburg schon allerhand gewohnt war, lernte er hier noch gewaltig dazu. Alle Teilnehmer bewunderten seinen verbissenen  Kampfgeist und sein Stehvermögen für unsere Mannschaft. Wurde doch sogar vom bulgarischen Verband behauptet, wir hätten noch nicht unsere Start- und Hotelgebühren bezahlt. Zum Glück hatte  Kurt sämtliche  erforderlichen Unterlagen parat !

 Der Einmarsch des deutschen Teams

 Eröffnungsfeier vor mehr als 25 000 Besucher

Was wir hier feststellen mussten war einfach, es war nichts organisiert, weder Startkarten noch Meldelisten oder gar die Zuteilung zu den Startklassen war vorhanden ! Dieser gesamte Papierkram wurde jetzt innerhalb der nächsten 2 Tage geschrieben.  Gegen Mittag erfolgte jetzt endlich die Registrierung, wie sonst üblich, aber keine Vermessung der Modelle.  Das hatte seinen Grund darin, dass hier ein total aus dem Winkel hergestelltes Meßgerät  verwendet werden sollte. Der Höhepunkt war allerdings, dass die Schiffsbreite mit einer ca. 10 Kg schweren Schublehre verwendet werden sollte. Hier war das Maß einfach voll, zumal man vorher meine kleine STAHLECK um glatte 20 mm verlängert hatte und das bei Modellen, die schon etliche Male unter anderem sogar elektronisch vermessen waren.

Kl . - F 2a - "AMETHIST" 1:50 v. A. Ra. (SU)

 Kl. - F 2a - TY-10 1:35 v. Wang Guping (TY) 

Endlich, am Dienstag Abend wurde die III. WM-Motoren eröffnet. Vor dem Stadion formierten sich die insgesamt 17 angetretenen  Nationalmannschaften und marschierten in alphabetischer Reihenfolge in das mit ca. 40 000 Zuschauern besuchte Stadion ein. Was für ein Erlebnis !  Unserer Mannschaft wurde zugejubelt als wären wir die eigene  bulgarische Mannschaft. Nach dem Einmarsch und der Aufstellung der Mannschaften im Stadion, erfolgten die üblichen Reden, vom NAVIGA-Präsidenten Maurice F. angefangen bis zum Bürgermeister der Stadt und wie üblich, den Militärs  der Region. Danach gab es ein sagenhaftes Folkloreprogramm sowie Sport- und Turnvorführungen. Hier lösten sich Gruppen in Stärken  von  weit über hundert Teilnehmern ab. Der Höhepunkt der Veranstaltung war das Zielspringen von 17 Fallschirmspringern, die mit den Nationalflaggen der teilnehmenden Nationen am Fuß, mitten  ins Stadion punktgenau absprangen. Für uns alle eine unvergessliche Show ! Ich denke,  diese gute Stimmung half uns wahrscheinlich auch während der nächsten Tage über so manchen Ärger hinweg.

Am Mittwoch begann  der Ernst des Wettkampfes, ab 14.00 h sollte die Bauprüfung in den Klassen      - F 2a - / F 2b - erfolgen. Auf einem  ca. 6 mtr. langen Tisch  wurden alle  16 Schiffsmodelle nebeneinander aufgebaut und die Erbauer des Raumes verwiesen. Durch die gläserne Trennwand erlebten wir - die Erbauer - wie gewertet wurde. Ganze 2 mal sahen wir jetzt wie 2 Bauprüfer den Versuch unternahmen, sich die Bauunterlagen anzusehen. Nach  2½ Stunden wurde die offene Bauwertung   vorgenommen. 10 Punkte Unterschied zwischen den einzelnen Bauprüfern waren Gang und Gebe (siehe Ergebnislisten). Der Abstand vom 1. Modell bis zu meinem Modell STAHLECK, das auf den 5. Platz der Bauwertung kam, betrug nur einen Punkt. Meine höchste Bauwertung war 94 Pkt., gefolgt von 3 X 92 Pkt., wobei mir immerhin noch der bulgarische Bauprüfer T.  85 Pkt. zugestanden.  Ich hatte das Gefühl, es war entweder ein Gag oder ganz einfach nur Dummheit ! Mein Trost war jedenfalls immer noch der Fahrwettbewerb, wie es sich am Ende noch zeigen sollte, zu recht. Wie in allen übrigen Klassen dieser WM, wurde auch hier wieder sehr niedrig gewertet. Die Höchstwertung aller  - F 2 - Klassen betrug gerade 93,67 Pkt. Obwohl auf dieser WM selbst von den Bauprüfern immer wieder gesagt wurde, es hätte vom Schiffbaulichen her eine Leistungsexplosion  stattgefunden. Speziell in der  - F 2a - / F 2b - Klasse, muss man sich doch fragen; wann endlich mehr Baupunkte vergeben werden sollen ? Am Donnerstag gegen 14.00 h ging der Fahrwettbewerb der Klasse - F 2a - los. Hier zeigte sich dann, dass die guten Modellbauer obendrein auch noch sehr sicher und exakt fuhren. Für die Zukunft könnte also durchaus das sichere Fahren - mindestens 98 Pkt. - ausschlaggebend sein. Im ersten Durchgang belegte ich mit 94 Fahrpkt. den 5. Platz. Am nächsten Tag im 2. Durchgang, konnte ich mich jedoch mit 100 Fahrpkt. auf dem 2. Platz in der Endabrechnung festsetzen. Der Abstand zum chinesischen Sieger Guping Wang betrug nur einen Punkt, meine bisher beste Plazierung auf einer WM-Motoren. Der ehemalige amtierende Weltmeister T. O. aus Köln belegte mit seiner HALNY leider nur den 6. Platz. J. M. auch aus Köln kam auf den 10., während D. M. aus Oberhausen gar nur den 13. Platz belegen konnte.

In der - F 2b - Klasse lag ich mit meiner S.A. VAN DER STEL nach der Bauwertung mit einem Abstand von 0,67 Baupunkten zum Ersten, auf dem 3. Platz. Fuhr ich im 1. Durchgang nur 98 Fahrpkt., erreichte  ich dann endlich im 2. Durchgang noch die max. 100 Pkt. Hier hatte ich schon nach dem 1. Lauf den 3. Platz sicher. Leider konnte ich mich mit dem 2. guten Lauf nicht weiter verbessern, da meine beiden vor mir liegenden Mitstreiter gleich volle Punkte fuhren. Um den 1. + 2. Platz zu ermitteln, waren jetzt 2 Stechen erforderlich um letztendlich den Sieger Yuming Wei - den alten Titelträger - wieder auf den 1. Platz zu bekommen. In dieser Klasse belegten Jürgen M. und Werner T. gemeinsam, nach hervorragenden 100er und 98er Läufen, den 7. Platz.

Kl. - F 2b - "TJ - 09" 1:50 v. Yu-ming Wei (CHN)

Kl. - F 6 - Containerschiff 1:50 ca.570 cm / 140 Kg

In der - F 2c - Klasse fuhr unser Erwin F. einen sicheren 100-Punkte-Lauf und verteidigte somit erfolgreich vor Bernd Vogel aus der DDR und Wolfgang S. seinen MW-Titel. Günter Rudolf konnte leider in dieser Klassen nur den 6. Platz belegen.

Ein Festbankett bildete den Abschluß der III. WM in Bulgarien. Das Festbankett musste selbst bezahlt werden, Nachmeldungen dazu kosteten 20 Dollar! Es war zwar teuer, hatte sich aber trotzdem gelohnt.

Am Montag den 12.07. wurde die Heimfahrt angetreten. Wie gehabt mit Zwischenstation bei Ni`s, Mittwoch Morgen gegen 07.00 h trafen wir dann endlich wieder in Stuttgart ein. Selbstverständlich ließ es sich unser nauticus - Präsident Edmund Ebert nicht nehmen, uns zu begrüßen, zu gratulieren und nach hause zu verabschieden, ich fand, eine tolle Geste ! Die restlichen 700 Kilometer bis nach Hamburg legten wir wieder mit meinem Wagen zurück. Insgesamt legten wir Hamburger - R. Häusler und ich - 5 500 Kilometer zurück, in der vagen Hoffnung, mit aufs Treppchen zu kommen. Mit großer Sicherheit kann ich sagen, freiwillig hat keiner für mich diesen Platz geräumt! An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön für die gute Kameradschaft der Teilnehmer, insbesondere an den Mannschaftskapitän K. B. und meinem Starthelfer R. Häusler. Auch wenn die Strapazen nicht ohne waren, würde ich sofort noch einmal losfahren.

H.-Jürgen Mottschall